Ein lebhaftes Mittagessen des Rotary Clubs Zürich au Lac am 6. März 2020, bei dem nicht nur die Situation und Massnahmen rund um das Corona-Virus lebhaft diskutiert wurden. Es fand der zweite Teil einer Vortragsserie statt, den Friederike Haslbeck für amiamusica im Rotary-Club hielt. Es ging um Leben. Um das Leben der ganz Kleinen. Der Säuglinge, die zu früh auf die Welt kommen. Und was denen fehlt. Davon berichte ich in diesem Beitrag als Gastautor und Club-Mitglied: «Mich hat es zutiefst berührt.»
Neonatologie tönt komplett anders als der Mutterleib
Das menschliche Gehirn entwickelt sich im dritten Trimester der Schwangerschaft am stärksten, diese Phase gilt als diejenige des stärksten Gehirnwachstums – es wird dann entschieden welche Verbindungen gestärkt werden und welche gar nie aufgebaut werden. Im Mutterleib ist es laut. Ein Fötus hört nicht nur den Herzschlag der Mutter, sondern auch den Atem, die Verdauung, Stimmen, Geräusche und Musik. Die Hörerfahrungen gehören zu den ersten Erfahrungen, welche ein kleiner Mensch im Mutterleibe macht – viel früher als das Sehen, welches sich erst nach der Geburt entwickelt. Der Gehörsinn geht direkt ins Körperempfinden. Im dritten Trimester finden die ersten Interaktionen der Mutter mit dem Baby statt, man redet mit ihm, die Mutter reagiert mit der Stimme wenn es sich im Mutterleib bewegt – wichtige Entwicklungsschritte.
Die Umgebung in der Neonatologie tönt komplett anders als der Mutterleib. Es piept, es ist hell, es klingen viele hochfrequentige, nervöse Geräusche. Da entwickelt sich das Hirn anders – logischerweise, würde man meinen. Dennoch ist dieses Gebiet ein relativ junges Forschungsfeld.
Musik wirkt bei Frühgeburt
Friedrike Haslbeck hat in den letzten Jahren am UniversitätSpital Zürich USZ in der Neonatologie eine randomisierte, repräsentative Studie zu Musiktherapie mit Frühgeborenen gemacht. Sie konnte wissenschaftlich nachweisen, dass sich die Gehirne der Säuglinge mit Musiktherapie wesentlich besser entwickeln. Was also intuitiv richtig klingt, wurde nun auf eine wissenschaftliche Basis gestellt: Nämlich dass ein sanftes Singen für ein junges Geschöpf eine Interaktion hervorruft und eine beruhigenden Wirkung hat. Das verdient Achtung. Ich war persönlich gerührt von den gezeigten Videoausschnitten, auf denen man die Reaktionen der Babies im Gesicht ablesen konnte, sobald diese Musik hörten. Aber auch dass Väter für ihre Babies singen sollten war eine schöne Erkenntnis für mich.
Musik als universelle Sprache
Die kreative Musiktherapie von Friedrike Haslbeck ist eigentlich eine Art Hilfe zur Selbsthilfe. Wie soll man als Eltern singen, welche Lieder, wie hält man das winzige Baby dabei?
Das von Frau Haslbeck entwickelte Wiegenlieder-Buch soll dabei eine Anregung sein, Lieder zu singen, die man selbst als Kind schon gemocht hat – egal aus welchem Erdteil und in welcher Sprache diese sind. Musik als universelle Sprache überwindet Alles.
amiamusica – Hilfe zur Selbsthilfe
Zusammen mit betroffenen Eltern und Fachpersonen hat Friedrike Haslbeck als weitere Hilfe zur Selbsthilfe den Verein amiamusica gegründet, um gemeinsam Frühgeborene und ihre Familien zu stärken. Auf der Webseite amiamusica.ch finden sich wertvolle Informationen und vor allem auch Erlebnisberichte und Blog-Einträge wie den vorliegenden. Am Rotary-Lunch ging es in der anschliessenden Diskussion auch um die Frage, wie die Eltern, denen eine Frühgeburt passiert ist, möglichst gut abholt werden können.
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